Plan "Lebendiger Rhein"

Zwischen Projektdynamik und Anpassungsstrategie

Nach vier Jahren Umsetzung zeigt der lebendiger Rhein Plan eine dynamische Projektlage, die von allen Akteuren entlang des Rheins getragen wird, um einzigartige Ökosysteme wiederherzustellen und zu schützen. Doch während sich der Klimawandel verschärft, treten neue Herausforderungen auf, und eine neue Phase beginnt, um den Rhein zu einem natürlichen Hebel gegen die Klimaerwärmung zu machen.

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Lebendiger Rheinplan: eine bestätigte Nützlichkeit

Dieses innovative Programm hat seine Wirksamkeit bewiesen. Sein Nutzen wird heute angesichts der Umweltherausforderungen bestätigt.

International anerkannte natürliche Lebensräume, ein führender Standort für die Wasserkraftproduktion, ein wirtschaftlicher Vorteil für die Regionen und eine herausragende Verbindung zwischen neun Ländern: Der Rhein ist ein einzigartiger Fluss. Aber seine Veränderungen und die zahlreichen Umbauarbeiten haben außergewöhnliche Ökosysteme verschlechtert und ihre Rolle als Klimaregulator beeinträchtigt. Diese Lage hat im Laufe der letzten Jahrzehnte Initiativen entlang des Rheins hervorgerufen. Maßnahmen zum Schutz der Rheinauenwälder wurden allmählich umgesetzt. Es wurden erhebliche Investitionen zum Schutz der Fischfauna des Rheins getätigt, indem der Fluss durchgängig wurde. Andere Projekte haben alte Flussarme wieder miteinander verbunden, einige Wälder überflutet, Ufer renaturiert und so die Waldzyklen und die Vielfalt der Fauna wiederhergestellt. Im Dezember 2019 wurde mit der Umsetzung des lebendiger Rhein Plans, der von der Präfektur Grand Est, dem Office Français de la Biodiversité (Französisches Amt für Biodiversität), der Rhein-Maas Wasseragentur und der Region Grand Est unterstützt wird, ein wichtiger Meilenstein erreicht.

Die Ambition des Plans ist vielfältig. Er bietet einen umfassenden und koordinierten Ansatz, um die Wasserversickerung in Grundwasserleiter zu fördern oder ihre natürliche Speicherung zu unterstützen. Der Plan lebendiger Rhein zielt auch darauf ab, natürliche Lebensräume widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel zu machen. Die Wiederbelebung von Feuchtgebieten und Rheinauen trägt dazu bei, Rückzugsorte und Risikominderungszonen für Klimaereignisse wie Hitzewellen, Niedrigwasser und Starkregen zu schaffen. Heute ist der Plan lebendiger Rhein tatsächlich Teil einer Strategie zur Anpassung an den Klimawandel, um dem Fluss und seinen Auen ihre Rolle als "lokaler Klimaanlage" zurückzugeben. Sein Nutzen wird somit als eine der Antworten auf Umweltherausforderungen bestätigt.

 

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Klimawandel, welche Auswirkungen?

Die Klimaerwärmung hat Auswirkungen auf den Rhein, die Wasserressourcen und das Grundwasser des Oberrheins.

Es gab eine Zeit, die nicht allzu lange zurückliegt, in der der Klimawandel noch distanziert betrachtet wurde. Doch mit der Zunahme schwerwiegender Klimaereignisse im Laufe des letzten Jahrzehnts wurde jedem klar, dass dieser Wandel nun stattfindet und wir uns daran gewöhnen müssen. Der Rhein bleibt nicht verschont und erleidet die Auswirkungen des Klimawandels voll.

"Diese Auswirkungen sind vielfältig und komplex", erinnert Carmen de Jong, Professorin an der Universität Straßburg. Der Rhein leidet unter einer starken Verringerung der Gletscher, die seine Hauptquellen speisen. Zum Beispiel haben die Gletscher Finsteraar und Lauteraar in der Schweiz seit 1850 jeweils etwa 200 Meter an Dicke verloren. Insgesamt sind, seit diesem Datum, mehr als 60 % des im Rhein gespeicherten Wasservolumens aus den Gletschern verschwunden. Die Auswirkungen auf den Wasserstand sind erheblich. In Basel wird der Rhein, laut Prognosen der Schweizer Umweltagentur im Vergleich zum Durchschnitt zwischen 1981 und 2010 fast 50 % seines Sommerabflusses verlieren.

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Ein weiteres Phänomen ist die Erwärmung des Wassers. Der Rhein hat sich seit den mittleren 1950er Jahren in Basel um durchschnittlich 0,36 °C pro Jahrzehnt und in Karlsruhe um 0,41 °C erwärmt. Hinsichtlich der Wasserhitzewellen des Rheins bei Karlsruhe werden immer früher und länger Überschreitungen der 25-°C-Grenzwert Temperatur festgestellt. Diese Niveaus sind jetzt bereits Ende Juni oder Mitte Juli und für Zeiträume von mehr als einem Monat möglich. Schließlich bleibt unsere größte Sorge: das Niedrigwasser. Seit den 2000er Jahren nimmt die Häufigkeit und der Schweregrad von Niedrigwasserperioden mit einem immer stärkeren Abflussdefizit zu. Die aktuellen Niedrigwasser haben viel größere Auswirkungen auf unseren Lebensstil und unsere Wirtschaftstätigkeit als in der Vergangenheit. Sie beeinträchtigen die Schifffahrt, die Energieerzeugung, die Landwirtschaft, die Trinkwasserversorgung und den Tourismus.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gletscher und Schnee zurückgehen, die Sommerregen abnehmen und die Evapostranspiration im Einzugsgebiet des Rheins zunimmt. Dies führt zu einer Verschärfung des Sommer-Niedrigwassers im Rhein und zu einer drastischen Erhöhung der Wassertemperaturen.“

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Der Rhein als Projektlabor

Die Projektdynamik, die seit 2019 in Gang gekommen ist, hat eine neue Dimension erreicht. Vor Ort haben die Akteure entlang des Rheins Maßnahmen ergriffen, um den hohen ökologischen Wert der Rheinumgebungen wiederherzustellen und ihnen, in einem Kontext des Klimawandels, ihre volle Nützlichkeit zurückzugeben. Einige Beispiele:

- Ziel Renaturierung in Beinheim.

- In Offendorf

- Auf der Insel Rohrschollen

- In Saint-Louis, auf dem Standort der „Petite Camargue Alsacienne“

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Aussagen von engagierten und unterstützenden Partnern und Vermittlern

Das Kollektiv des lebendiger Rhein Plans vereint eine multidisziplinäre Rhein-Community und verfolgt ein gemeinsames Ziel: die Umsetzung der Projekte zu erleichtern und zu unterstützen.

Welche Projekte, welche Unterstützung? Wie können wir handeln?

Der lebendiger Rhein Plan umfasst die Finanzierung von sechs Arten von Projekten:

  • Wiederherstellung und Verbindung zwischen Biotopen (Wiesen, Schilfgebieten, Feuchtgebieten, Wäldern),
  • Wiederherstellung der Flussdynamik,
  • Wiederanschluss alter Arme und hydraulischer Anhänge,
  • Renaturierung der Ufer,
  • Wiederherstellung alter Flussarme,
  • Sensibilisierungs- und Informationsmaßnahmen für die Öffentlichkeit (Observatorium, Ökotourismus, kulturelle Veranstaltungen usw.).

Dank einer beispiellosen Mobilisierung liefern die Rhein-Maas Wasseragentur und ihre Partner den Projektträgern eine noch nie dagewesene Finanzierung, Beratung und technische Unterstützung.

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80 %

Zwischen den Unterstützungsmaßnahmen der Rhein-Maas Wasseragentur oder der Region Grand Est, den im Rahmen spezifischer Projektausschreibungen gewährten Finanzierungen und den europäischen Fördermitteln können Investitionen zu 80  % finanziert werden. Seit 2019 hat die Wasseragentur 52 Projekte mit insgesamt 5,7  Millionen  Euro unterstützt.